Zugegebener Maßen… es mag vielleicht auch ein bisschen an den Umständen liegen. Aber Manila gefällt mir nicht. Ich bin ja bekanntermaßen kein Großstadtfan, aber Manila verkörpert wirklich das Grauen selbst.
Ich komme morgens um sechs am Manila Airport an. Mein Visum klappt, der Zoll läuft, Biohazard Control ist okay. Dann zur Information, nach einem ATM (Geldautomaten) fragen. Gibt’s nicht. Ich mein wozu auch? Kann man ja nicht mit rechnen, dass am größten internationalen Flughafen der Philippinen tatsächlich jemand Geld abheben will. Total abwegig der Gedanke.
Ich nehme mir also (in meiner Blindheit) ein Taxi und erkläre mit Händen und Füßen, dass es mich zu einem ATM bringen soll. Nachdem der Fahrer weder das Wort ATM noch das Wort Chashmachine kennt, sag ich ihm, er soll weiterfahren und frage den nächsten. Der kann immerhin halbwegs Englisch. Er sagt, das ist kein Problem. Ich gebe ihm die Adresse meines Hostels und wir fahren los. Das war Fehler Nummer 1!
Am ATM angekommen hebe ich 10.000 Pesos ab. Ich habe noch keine Ahnung, wie viel das ist, aber wird schon schief gehen. Das war Fehler Nummer 2!
Die nächsten 1,5 h verbringe ich im Taxi. Zunächst denke ich, der Verkehr ist dran schuld, dann schiebe ich es auf die schiere Größe Manilas, aber als mein Fahrer schließlich aussteigt und einen Passanten nach dem Weg fragt, lässt sich die Wahrheit nicht mehr ignorieren. Ich sitze in einem Taxi in einer Millionenstadt, die ungefähr so übersichtlich und gut beschildert ist wie die Handtsche meiner Mutter, und weder ich noch der Taxifahrer haben einen Schimmer wo wir sind. GPS? Fehlanzeige! Dank der Häuserschluchten ist das nämlich nur auf etwas 300m genau und wenn in Manila etwas 300m weit weg ist, dann könnte es genauso gut in China sein. Und das Taxameter läuft…
Nur durch pures Glück und Mithilfe aller Hinduistischen und Christlichen Götter sehe ich ein Straßenschild welches sich „General Luna“ liest und damit sollte mein Hotel an der dazugehörigen Straße liegen. Nun ist das so, dass es hier keine Hausnummern gibt. Vielmehr beschreibt man die Position eines Hauses an den nahegelegensten Nebenstraßen. In meinem Falle „Ecke Don Pe“. Das heißt, du hast keinen Plan ob das Haus jetzt auf der rechten oder der linken Straßenseite liegt, und ob es die Straße hoch oder runter ist. Außerdem hat nur jede sechste Straße ein Straßenschild, was mich zu einer ganz anderen Frage bringt… Wie hoch ist die Selbstmordrate unter Postboten in Manila?
Jedenfalls entscheiden wir uns für die Straße hoch und ich hänge den Kopf aus dem Fenster um bloß alles zu sehen. Und tatsächlich! Ich sehe „Junction Hostel“ an einem Gebäude und innerlich steigt in mir eine kleine Party. Das Taxameter sagt 7243 Pesos… Ich habe immer noch keinen Plan wie viel das eigentlich ist, aber da ich nur 10.000 abgehoben habe und ich das Hostel noch bezahlen muss, beschließe ich: Es ist zu viel. Meiner Erinnerung nach habe ich sachlich argumentiert bis der Taxifahrer eingesehen hat, dass er mich hauptsächlich sinnlos durch die Gegend gefahren hat. Der Taxifahrer würde aber wahrscheinlich eher sagen, dass ich ihm 3oooPesos in die Hand gedrückt habe und ihn, als er protestieren wollte, dermaßen zur Sau gemacht habe, dass er meinen Rucksack aus dem Kofferaum auf die Straße geworfen hat und dann wortlos davon gefahren ist. Wahrscheinlich nur wortlos weil er die entsprechenden Beschimpfungen nicht auf Englisch kannte. Im Nachhinein muss ich sagen… der Fakt, dass ich zu diesem Zeitpunkt bereits wieder 24h ohne Schlaf verbracht habe, spricht eher für die Version des Taxifahrers.
ENDLICH! Ich kann einchecken. Zahle nochmal extra für einen frühen Check-In, aber das ist mir egal. Auf meinem Zimmer falle ich beinahe sofort ins Bett. Nicht aber ohne mir einen Timer zu stellen, der mich nach drei Stunden aufweckt.
Mit etwas Schlaf bin ich gleich schon viel besser gelaunt. Erste Amtshandlung ist, ins W-Lan einloggen und alles Wichtige rausfinden. Zum Beispiel, dass 50 Pesos einem Euro entsprechen. Das heißt das Taxi hat 60€ gekostet. Die gute Laune verfliegt. Ich muss jetzt erstmal wieder einen Bankautomaten finden. Das kann ja nicht so schwer sein. Ich frage an der Rezeption und bekomme eine kurze Wegbeschreibung, also raus ins Gewimmel. Das war mein dritter Fehler!
Es dauert knapp 10 min, bis ich mich hoffnunglos verlaufen habe, und nochmal knapp 15 min, bis ich es mir eingestehe. Eigentlich habe ich eine verdammt gute Orientierung. Aber Manila schafft mich. Wahrscheinlich liegt das daran, das einfach überall Autos, Leute und Kabelstränge sind. Man muss alle 10 m die Straßenseite wechseln um einem Müllberg auszuweichen. Es stinkt, es ist laut, die Sonne brennt… naja jedenfalls lande ich am Ende verzweifelt auf einer Polizeistation. Man gibt mir eine Karte und zeichnet mir mein Hostel, den nächsten Geldautomaten und den nächsten 7eleven und Dominos ein. Ich finde mithilfe der Karte tatsächlich zurück. Ich finde den Geldautomaten und ich esse Pizza. Dann wieder ins Hostel und schlafen. Um 16:00… Ich hoffe, ich bekomme meinen Biorhythmus wieder auf die Kette, irgendwie.
Das war also mein erster Tag in Manila. Wo Abenteuer drauf steht, muss halt auch Abenteuer drin sein!